Reisebericht Oberstdorf – Meran
Wir haben uns bewusst für die klassische Tour mit echtem Hüttenfeeling entschieden. Diese Tour stellt zwar höhere Anforderungen, führt jedoch auf einer Route, die sich ähnlich gestaltet wie die Tour aus unserem Programm – nur mit einem zusätzlichen Hauch von Abenteuer und alpiner Atmosphäre.
1. Tag: Oberstdorf – Kemptner Hütte
Bereits am ersten Tag beginnt unsere Reise im idyllischen Oberstdorf – ein Ort, der sofort Urlaubsfeeling aufkommen lässt. Wir parken in Oberstdorf und nehmen den öffentlichen Bus, der uns bis zur Spielmannsau bringt. Hier startet offiziell unsere Tour, und die Vorfreude auf das, was uns erwartet, steigt. Die Wettervorhersage für diese Woche verspricht heiße Temperaturen und abendliche Gewitter. Wir kommen ordentlich ins Schwitzen, doch jeder Schritt auf dieser atemberaubenden Strecke ist pure Freude. Perfekt getimed erreichen wir nach etwa vier Stunden die Hütte – kurz bevor ein gewaltiges Gewitter über uns hereinbricht.
2. Tag: Kemptner Hütte – Memminger Hütte
Das Gewitter, mit seinen beunruhigenden Vibrationen der Wände und dem Donnergrollen, das sich entlang der Berge ausbreitet, hat eine ganz besondere Wirkung – auch wenn es etwas bedrohlich wirkt, strahlt es doch gleichzeitig eine seltsame Beruhigung aus (zumindest solange wir uns in der sicheren Hütte aufhalten). Wir lauschten dem Naturschauspiel, bis uns die Erschöpfung schließlich ins Traumland entführte.
Am nächsten Morgen ist von dem heftigen Regen des Vortages keine Spur mehr zu finden, und voller Energie machen wir uns auf den Weg zum nächsten Etappenziel – der Memminger Hütte. Auch heute ist für den Abend ein Gewitter angesagt, doch wir hoffen, dass uns das Wetter wohlgesonnen bleibt. Nach einem kurzen Aufstieg zum Mädelejoch haben wir bereits die Grenze nach Österreich überschritten. Vom Höhenbachtal aus steigen wir hinab nach Holzgau, wo uns die spannende Hängebrücke zu einem kurzen Stopp einlädt.
Ein Transfer verkürzt uns den weiteren Aufstieg, sodass wir die Tour ab der Materialseilbahn der Memminger Hütte fortsetzen können. Nur noch die letzten Höhenmeter trennen uns von der Memminger Hütte. Das Wetter bleibt auf unserer Seite, und schließlich erreichen wir die Hütte. Wir erkunden das umliegende Gebiet und genießen die beeindruckende Bergwelt, wobei wir auch den Unteren Seewisee entdecken – eingebettet in eine spektakuläre Kulisse.
Als unser Hunger uns zum Abendessen führt, zieht der Himmel erneut zu, und das vertraute Grollen und Scheppern des Donners hallt durch die Berge, diesmal besonders bedrohlich. Ein kräftiger Wind kommt auf, sodass wir das beeindruckende Schauspiel aus sicherer Deckung beobachten.
3. Tag: Memminger Hütte – Zams
Die letzte Nacht war alles andere als erholsam – das Schnarchen der Mitbewohner und die stickige Luft haben für wenig Schlaf gesorgt, und ein leichter Kopfschmerz lässt sich leider nicht ganz verdrängen. Doch heute steht eine anspruchsvolle Etappe mit 1800 Tiefenmetern auf dem Plan. Der steile Abstieg jagt uns zwar ein wenig Respekt ein, aber die atemberaubende Landschaft lenkt uns immer wieder ab und lässt die Anstrengungen fast vergessen.
In Zams angekommen, erleichtern wir uns den weiteren Weg zur Skihütte Zams mit einem wohlverdienten Taxitransfer. Heute erwartet uns ein gemütliches Mehrbettzimmer, somit steht einer erholsamen Nacht nichts mehr im Weg.
4. Tag: Zams – Braunschweiger Hütte
Die Knie fühlen sich zwar noch etwas müde vom Vortag an, aber nach einer erholsamen Nacht starten wir voller Tatendrang in Richtung Galflunalpe. Wir folgen einem wunderschönen Bergrücken, der uns mit herrlichen Ausblicken auf Winkel im Pitztal belohnt. Von dort bringt uns ein Bus nach Mittelberg, von hier setzen wir unseren Weg fort – die letzten 1000 Höhenmeter führen uns über rauschende Wasserfälle und aufregende Pfade hinauf zur Braunschweiger Hütte.
Das Wetter zeigt sich deutlich stabiler, und so können wir auf der Terrasse die atemberaubende Aussicht auf die Gletscherwelt in vollen Zügen genießen. Doch trotz der landschaftlichen Schönheit war dieser Tag leider mit einer weniger angenehmen Erfahrung verbunden. Der Winterraum, in dem wir untergebracht wurden, war eiskalt und feucht, mit einem unangenehmen Schimmelgeruch. Dazu kam, dass das Essen einigen von uns nicht gut bekam, sodass die Toilette den ganzen Abend und die Nacht über stark frequentiert war. Ein etwas unerfreuliches Ende eines ansonsten eindrucksvollen Tages.
5. Tag: Braunschweiger Hütte – Martin Busch Hütte
Nach einer eher durchwachsenen Nacht und einer verstopften Nase machen wir uns etwas erschöpft auf den Weg zur nächsten Etappe. Umso mehr sind wir froh, dass der Regen der letzten Nacht ausgeblieben ist, denn der Aufstieg zum Pitztaler Jöchl ist schmal und sandig. Doch die Aussicht ist auch heute wieder atemberaubend – langsam verstehen wir den ganzen „Hype“ um diese Tour, die wirklich mit zahlreichen Highlights aufwartet.
Langsam entstehen erste Bekanntschaften, die man immer wieder auf dem Weg und in den Hütten trifft – eine schöne Begleiterscheinung der Tour. Wir steigen bis zum Rettenbachferner ab, von wo uns ein Bus durch den Rosi-Mittermaier-Tunnel bis zum Tiefenbachferner bringt, dem Ausgangspunkt des Venter Höhenwegs. Auch auf diesem Abschnitt erwartet uns wieder ein Panorama der Extraklasse, begleitet von tierischen Begegnungen, die uns immer wieder Staunen lassen.
In Vent angekommen, gönnen wir uns eine kurze Pause, bevor wir uns den letzten Aufstieg zur Martin-Busch-Hütte vornehmen. Zugegeben, der Weg dorthin scheint endlos, und wir haben ein seltsames Bauchgefühl, als wir direkt auf eine schwarze Wand zuzuwandern – und damit mitten in ein aufziehendes Gewitter. Glücklicherweise erreichen wir die Hütte trocken, gerade noch rechtzeitig, denn keine fünf Minuten später bricht das Gewitter mit voller Wucht über uns herein.
6. Tag: Martin Busch Hütte – Ötzifundstelle – Similaunhütte
Heute wartet ein ganz besonderes Highlight auf uns: Wir brechen auf zur legendären Ötzifundstelle und verbringen die Nacht in der Similaunhütte, die malerisch am Fuße des vergletscherten Similaun liegt. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite, und so genießen wir den Nachmittag auf der Terrasse in vollen Zügen, während die Sonne uns wärmt. Schon jetzt spüren wir ein Hauch von mediterranem Flair, das uns am nächsten Tag wohl erwarten wird.
7. Tag: Similaunhütte – Meran
Heute erreichen wir schließlich den letzten Tag unserer Tour. Der letzte Abstieg zum Vernagt Stausee ist angenehm und gut machbar. Von dort aus lassen wir uns gemütlich mit dem Bus nach Meran fahren. In der schönen Stadt angekommen, gehört es natürlich dazu, dass wir uns eine typisch italienische Pizza gönnen. Nachdem wir unsere Unterkunft erreicht haben, entspannen wir im Pool und genießen die wohlverdiente Ruhe. Den letzten Abend in Meran lassen wir entspannt ausklingen, ein perfekter Abschluss für diese unvergessliche Tour.
8. Tag: Meran – Oberstdorf
Heute verbringen wir viele Stunden im Bus und Auto – ein merkwürdiges Gefühl nach einer ganzen Woche unterwegs zu Fuß. Doch wir können uns ein breites Grinsen nicht verkneifen, denn die Berge haben uns wieder einmal eine unvergessliche Zeit beschert, die wir noch lange in Erinnerung behalten werden.
Fazit: Eine unglaublich schöne und abwechslungsreiche Tour, die als Hüttenvariante mit einigen Kompromissen im Komfortbereich definitiv ein Highlight ist. Unsere Gäste, die sich für die Hotel-Komfort-Variante entscheiden, müssen auf nichts verzichten und können dennoch in vollen Zügen das Abenteuer und die spektakuläre Landschaft genießen.